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Abschnitte

Lebensbund

Das Lebensbundprinzip bedeutet, dass sich die Mitgliedereiner Verbindung ein Leben lang gegenseitig unterstützen und auch über die Studienzeit hinaus miteinander verbunden bleiben. Alte Herren, die bereits fertigstudierten Mitglieder einer Verbindung, unterstützen die Aktiven in ihrem Studium und helfen mit Ratschlägen und Tipps, damit auch die kommenden Generationen davon profitieren können.

Austausch zwischen Alten Herren und Aktiven auf dem Haus
Austausch zwischen Alten Herren und Aktiven auf dem Haus

Kurzgesagt: Lebenslang gebunden sein, ist nichts Schlechtes, sondern die Basis einer über 100 jahre langen Erfolgsgeschichte. Wir verstehen uns nicht als Zweckgemeinschaft, sondern leben auf einer freundschaftlichen Basis, die alle Generationen Teutonias verbindet. Wir sprechen uns mit dem persönlichen „Du“ an, egal ob unter gleichaltrigen Studenten oder im Gespräch mit dem hochverdienten Bundesbruder Professor.

Fechten

Das Erlernen des akademischen Fechtens

Sicher hast Du in den Medien schon viel Bizarres vom Fechten mit scharfen Waffen gehört. Diese Angst möchten wir Dir nehmen. Nicht weil unsere Burschenschaft fakultativ schlagend ist und nur das Erlernen von Dir fordert. Es geht vielmehr darum, den tieferen Sinn und die Tradition des akademischen Fechtens die dahinter steckt zu verstehen (zur Mensur siehe Erläuterungen unten). Gerade die Mensur ist eine spezifische studentische Eigenart, die man nur an Hochschulen in Mitteleuropa (Deutschland, Österreich, Baltikum, teilweise in Flandern und Polen) vorfindet und somit etwas ganz Besonderes und Intensives darstellt. Denn „Bungee-Jumping”, „free-climbing” oder andere Extremsportarten kann jeder erlernen, das akademische Fechten, welches sich deutlich vom Sportfechten unterscheidet, aber nicht. Dafür haben wir einen ausgewiesenen Fechtmeister, der auf die sogenannte „Fechtreife“ vorbereitet. Gesundheitsschäden brauchst Du nicht zu fürchten, da die Mensur nach bestimmten Regeln (studentisch: „Comment“) verläuft und Du durch eine gute Ausrüstung geschützt bist. Die Mensur ist somit die einzige heute noch existierende gepflegte Form eines ritterlichen Zweikampfs.

Diejenigen, die eine Mensur geschlagen haben, möchten das Erlebnis – die „Überwindung des inneren Schweinehunds“ – nicht missen. Es ist halt ein Hobby nicht für jeden – und daher kann bei uns jeder selbst entscheiden, ob er es möchte oder nicht.

Aufwärmübungen vor der Mensur
Aufwärmübungen vor der Mensur

Historisches zu Mensur und Duell:

„Die noch im 18. Jahrhundert unter Studenten ausgetragenen „unkontrollierbaren Raufhändel“ wurden durch ein fortschrittlicheres Duell- und Mensurwesen im Jahrhundert darauf abgelöst. Damit sollten lebensgefährliche Verletzungen vermieden bzw. eingedämmt werden. Mensur und Duell liefen nun nach bestimmten Regeln ab. Der Gebrauch der Waffe wurde zivilisierter. Der tiefere Sinn der Ausdifferenzierung von Mensur und Duell zwischen 1850 und 1880 ist die Satisfaktion. Darunter versteht man die Wiederherstellung der Ehre durch einen Zweikampf. Die Ehrverletzung konnte nur mit schweren Waffen (Säbel, Degen, Pistole), wozu der Beleidigte seinen Gegner herausforderte, verteidigt werden. Als satisfaktionsfähig galten nur Studenten, Akademiker, Offiziere und Adelige. Da somit nicht jeder zur Teilnahme an diesem Ritual berechtigt (= satisfaktionsfähig) war, war das Satisfaktionsprinzip Ausdruck eines elitären Standesdenkens und ein Selektionskriterium, um sich nach unten abzugrenzen. Studenten, die sich einer Duellforderung entzogen, wurden sozial isoliert und galten als unehrenhaft.

Mensurkneipe 1931
Mensurkneipe 1931

Ein Duell kam dann zum Austrag, wenn ein Ehrengrund vorlag. Die Mensur – eigentlich Bestimmungsmensur – wird hingegen durch eine Verabredung zwischen den Korporierten oder ihren Verbindungen „bestimmt“. Nur „Kontrahagemensuren“ gehen auf eine Ehrverletzung zurück. Die Mensur – lat. Abmessung – rührt von einem bestimmten Körperabstand der Paukanten, d.h. Fechter, her. In fast jeder Hochschulstadt existierten eigene Mensursatzungen – Paukcomments –, die den Ablauf der Mensur regelten. Generell wurde östlich der Elbe (u. a. Breslau, Charlottenburg, Danzig, Dresden, Freiberg) mit dem „Glockenschläger“ und westlich mit dem „Korbschläger“ als Hiebwaffe gefochten. Die Mensur dient dabei der Selbstdisziplinierung und dem „Selbstbewußtsein“. Entschlossenheit, Selbstüberwindung und Mut sich einer Mensur zu stellen, wurde als Ausdruck der Wehrhaftigkeit des Studenten gesehen und auf seine Bereitschaft, für die Verteidigung des Vaterlandes einzutreten, übertragen.

(zitiert aus: Grobe, Frank: Zirkel und Zahnrad. Ingenieure im bürgerlichen Emanzipationskampf um 1900 – Die Geschichte der technischen Burschenschaft, in: Oldenhage, Klaus (Hrsg.), Darstellungen und Quellen zur Geschichte der deutschen Einheitsbewegung im neunzehnten und zwanzigsten Jahrhundert, Bd. 17, Heidelberg 2009, S. 142 ff.)

Im Studium und danach

Die meisten Studentenverbindungen vertreten das Lebensbundprinzip : Wenn man sich für eine Verbindung entscheidet, dann soll diese Entscheidung ein Leben lang Gültigkeit haben. Doch welchen Einfluss hat dieses Prinzip in der Realität?

Am einfachsten zu erkennen ist der Einfluss des Ja zu Teutonia während des Studiums. Partys, Vorträge, Ausflüge und Lerngruppen, das fordert Zeit und Engagement aber bringt Erfahrung, Freude und Spaß. Das Studium findet früher oder später ein Ende. Und dann?

Auch nach dem Studium kann die Mitgliedschaft in unserer Burschenschaft das Leben sehr bereichern. Auf dem Verbindungshaus kommen Jung und Alt zusammen. Neue Mitglieder werden von Anfang an respektiert und unterstützt. Ein günstiges Zimmer im großen Haus und gesponserte Veranstaltungen sind gewiss kein Nachteil. Der junge Fux ist mit seinen Bundesbrüdern per Du – auch mit dem emeritierten Professor oder dem aktiven Vorstandsvorsitzenden. Manchmal ist es einfach köstlich, von den Scherzen und Schoten der Studenten von vor 50 Jahren zu erfahren und darüber zu lachen. Wer offen fragt erhält aber auch ehrliche Antworten, das bietet interessante Einblicke zum Beispiel in die Wirtschaftswelt und die dortigen Abläufe.

Rhetorikseminar und -analyse mit einem Alten Herren
Rhetorikseminar und -analyse mit einem Alten Herren

Diese Art von Kontakten ist sicher auch für den Berufseinsteiger hilfreich. Machen wir uns nichts vor: Heutzutage wird niemand eingestellt, weil er Mitglied in der richtigen Verbindung ist, die Leistung muss stimmen. Aber ehrliche Tipps und Hintergrundinformationen von erfahrenen Leuten in verantwortungsvoller Position, das kann mitunter sehr hilfreich sein. Eine offene Stelle wird kommuniziert, die Bewerbungsunterlagen aus Sicht des Chefs überprüft, die Fürsprache eines Bundesbruders erwirkt einen Vertrauensvorschuss...
Die Kontakte bleiben bestehen und sie bleiben interessant, auch später, wenn man seine eigene berufliche Position gefestigt hat. Und bedeutender als die professionellen Aspekte ist und bleibt der menschliche Zusammenhalt. Auch nach Jahrzehnten kommt man mit seinen Studienfreunden zusammen, feiert auf dem Verbindungshaus mit Jung und Alt und gibt seine Erfahrung an die Studenten weiter.

Von ganz besonderer Bedeutung ist die Verbindung aber im Alter. Wir betrachten die typische Altersstruktur, die sich im Mittel bei den Veranstaltungen Teutonias einstellt: Neben den aktiven Studenten finden sich oft die frischen Absolventen als junge Alte Herren, deren persönliche Bindungen besonders eng sind und die deshalb sehr häufig den Weg nach Aachen finden, falls sie nicht ohnehin noch dort wohnen (zum Beispiel zur Promotion).
Es schließt sich eine Altersgruppe an, die deutlich seltener Zeit für die gemeinsamen Veranstaltungen findet. Nach dem Berufseinstieg folgt eine Phase, in der die Entwicklung der eigenen Karriere beziehungsweise der Aufstieg im Unternehmen Priorität hat und sehr viel Zeit in Anspruch nimmt. Nicht selten fällt in diese Phase zusätzlich das Gründen einer Familie.

Zusammenkunft auf dem Haus
Zusammenkunft auf dem Haus

Spätestens mit der Rente hat man aber wieder Zeit. Und die lässt sich hervorragend nutzen, um wieder vermehrt am Verbindungsleben teilzuhaben. Hier schließt sich der Kreis. Nicht nur will der junge Student Informationen haben, der Alte Herr will sie auch geben. Es tut gut, sein Wissen weitergeben zu können und zu sehen, wie die jungen Bundesbrüder davon profitieren und sich entwickeln. Nicht zu unterschätzen ist und bleibt Bedeutung des sozialen Kontaktes. Die Möglichkeit, während des eigenen Lebensabends mit vielen jungen Menschen im engen und vertrauten Kontakt zu stehen, bietet sich nicht vielerorts. Für die meisten Menschen ist oft nur noch die Familie da. Für die Bundesbrüder wird Teutonia zur zweiten Familie, einer Familie mit vielen Mitgliedern aus allen Altersgruppen, vielschichtig und herzlich. Hier feiern Jung und Alt gemeinsam, auch bis in den Morgen. Nicht immer ist klar, wer dabei den größten Spaß hat...

Tradition oder Zukunft?

Studentenverbindungen bewahren Traditionen, die aus dem 19. Jahrhundert und davor überlebt haben. Das farbige Band, die Mütze, das Fechten, zum Teil einen anderen Sprachgebrauch. Wir legen Wert auf Umgangsformen, Etikette, Respekt vor dem, was sich über Jahrhunderte bewährt hat. Wir laufen nicht jedem Trend hinterher, legen nicht Dinge ab, nur weil sie manchen unmodern vorkommen uns trotzdem, ein jeder Aktiver bringt seine Erfahrungen, seine Ideen und Vorstellungen in Teutonia ein. Wir klonen uns nicht im Keller, sondern sind im dauernden Austausch zwischen jung und alt, Abiturienten und Alten Herren. Diskussionen über das, was wir sind, sein wollen und könnten sind willkommen und nötig, gleichgültig ob im internen Kreis und mit unseren Gästen. Wir öffnen jedem unsere Tür, sind Teil der Hochschule und der Arbeitswelt. Das hat uns immer davor bewahrt, aus Traditionsbewusstsein und konservativem Grundideal rückwärtsgewandt zu werden. Aus dem ererbten Wissen und der Erfahrung von Teutonia politisch und gesellschaftlich Stellung beziehen, unsere Mitglieder auf die Zukunft in Arbeitswelt, Familie und Gesellschaft vorbereiten – Tradition und Zukunft zu verbinden, ist unser Anspruch und unsere Einladung.